3. September 2016, Jerewan, Armenien
Tapetenwechsel: Georgien
Jakob & Ernest:
Tapetenwechsel
Das Gefühl war unglaublich, als wir die georgische Fahne am Horizont erblickten: das rote Kreuz auf weißem Grund. Das erste georgische Dorf überraschte uns mit alten, steinernen Häusern mit Strohdächern und Mauern aus getrocknetem Kuhmist, der dort auch als Brennmaterial verwendet wird. Wir überholten Kutschen, die vollgepackt waren mit Heu, und stinkende, gut 40 Jahre alte Sowjetlastwagen und Autos, die laut hupend an uns vorbei fuhren.
Wir hielten in jenem Dorf vor einem unscheinbaren Gebäude, das 50 m vorher als Supermarkt angepriesen wurde. Der Kühlschrank war überfüllt mit lauter Biermarken und Schnapsflaschen, und wir hatten Mühe, eine Wasserflasche zu finden. Der Besitzer des kleinen Marktes pries uns die besten Biere an und sagte, wir sollten doch von dieser „Grunz-Grunz-Wurst“ probieren. Ja, endlich gab es wieder Schweinefleisch, und mit einem Grinsen steckte der Mann die Wurst in die Plastikeinkaufstüte, die vor lauter Bier schon überquoll. Wir feierten das neue Land, das günstige leckere Bier sowie die letzten zwei Monate Türkei in einem kleinen Wäldchen.
Die Moscheen und ihre Minarette waren am Horizont nicht mehr zu sehen, und die orthodoxen Kirchen tauchten am Wegesrand auf. Endlich konnten wir ungestört die ganze Nacht durchschlafen, ohne von einem Muezzin aus dem süßesten Traum gerissen zu werden ;-)
Am darauffolgenden Tag trafen wir nachmittags auf einem Markt einen Türken, der ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs war. Wir fuhren ein Stück zusammen und schlugen dann zusammen unsere Zelte in einem Tal nahe einem unglaublich dreckigen Fluss auf. Nach einer Weile tauchte ein Auto mit drei älteren georgischen Männern auf, die mit Wurst, Brot, Fisch und mit einer vollen Wodkaflasche neugierig auf uns zukamen.
Es kam, wie es kommen musste. Drei Flaschen Wodka später waren wir sechs die besten Freunde und sangen georgische Lieder bis tief in die Nacht. Da es viel zu erzählen gab, keiner von beiden Parteien aber die jeweils andere Sprache beherrschte, war Pantomime das Kommunikationsmittel.
Die Nacht wurde regnerisch und sehr stürmisch. Die drei beschlossen nach Hause zu fahren, was jedoch an der streikenden Batterie des Autos scheiterte. Nach unzähligen Anschiebeversuchen gaben wir schließlich auf uns zogen uns in unsere Zelte zurück. Irgendwann in der Nacht kamen Freunde der drei mit einem Jeep und schleppten sie ab.
Georgien – Das Essen und Trinken
Die georgische Kultur hat uns mit noch anderen Aspekten überrascht. Das Essen und das Trinken war aber für uns einer der interessantesten Punkte an dieser reichen Kultur. Wie wir es aus unseren Ländern kennen [Spanien und Deutschland], trifft man sich mit einem Freund oder Bekannten um ein Bierchen zu trinken. In Georgien ist es aber oft so, dass man sich nicht nur mal eben trifft, sondern das dann immer reichlich gegessen und getrunken wird. Als wir einen Rucksack bei einem Freund abholen gegangen sind, wurde unmittelbar nach dem Eintreffen das Essen und der Wein auf den Tisch gestellt.
In Georgien gibt es viele Regionen, wo Wein kultiviert und hergestellt wird. Es ist Tradition, dass jede Familie ihren eigenen Wein herstellt. Beim Essen in einem Restaurant wird jedes Mal auf einen Grund angestoßen. Es gibt genug Gründe, und die gehen nie zu Ende: die Liebe, die Freunde, die Familie, das Leben, und sogar auf jene Leute, die nicht mehr unter uns sind. Damit gibt man dem Trinken einen Sinn.
Die georgische Küche ist sehr vielseitig. Es gibt Spezialitäten in diesem Land, die man nie vorher gesehen hat. Zum Beispiel Khinkali oder Kachapuri … köstlich! (Unsere Mägen mussten sich aber erst mal daran gewöhnen ;-) ).
In Tiflis verbrachten wir wunderschöne Tage. In den Schwefelbädern ließen wir uns den Dreck, der sich über die letzten Monate angesammelt hatte, ordentlich abschrubben. Auch das naheliegende Weingebiet Kachetien konnten wir besuchen und genossen die unglaubliche, georgische Gastfreundschaft.
Wir haben dieses Land nun schon verlassen, aber unser Gefühl sagt uns, dass wir irgendwann auf jeden Fall nochmal in dieses Land zurückkehren werden, um noch mehr zu entdecken.
Wir möchten uns herzlich bei allen Leuten, die uns in Tiflis aufgenommen haben, bedanken, besonders bei Gvantsa (Ernests Freundin) und ihren Freunden.
^ Großer Katzenjammer nach der Wodka-Nacht ^^ FC Barcelona Armbändchen für die Kinder ^^ Tiflis! ^^ Gvantsa und Ernest ^^ Weingegend ^^ Grenzübergang in Armenien ^
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