Reiseberichte

Thailand   3. April 2017, Trat, Thailand
Touristenland

Fahrradwege

Jakob & Ernest:

Thailand – Touristenland, zu Recht

Landschaftlich gesehen gibt es keinen großen Unterschied zwischen Myanmar und Thailand. Kurz nach der Grenze waren ein paar anstrengende Steigungen zu bewältigen, welche dann aber auch bis zur kambodschanischen Grenze die einzigen blieben. Für uns waren dieses Mal die Herausforderungen nicht die Berge, schlechte Straßen, fehlende Infrastruktur oder komische Gesetze. Es war die unglaubliche Hitze und schwüle Luft, die uns so sehr erschöpfte. An manchen Tagen stieg die Temperatur bis auf 40 Grad an.

Ein paar Tage, bevor wir Bangkok erreichten, hielt uns auf der Straße ein europäisch aussehender junger Mann an und fragte uns, wer wir sind und was wir machen. Fünf Minuten später lud er uns zu sich nach Hause ein, und wir waren unglaublich froh, wieder einmal von einem Fremden angehalten worden zu sein. Wir erreichten nach 2 Stunden das Dorf, in dem er mit seiner thailändischen Freundin wohnt. Es stellte sich schnell der Grund heraus, warum wir auf Anhieb so gut mit ihm klar kamen. Björn war und ist immer noch trotz seiner Auswanderung nach Thailand ein waschechter, herzensguter Rheinländer  ImgSmiley. Wir verbrachten einen kulinarisch interessanten und witzigen Abend mit den beiden.

Am nächsten Morgen radelten wir mit leicht verkatertem Kopf zu unserer bisherigen Bestleistung von 147 Tageskilometern. Drei Wochen später, kurz bevor wir unseren Urlaub auf der Insel Koh Chang antraten, liefen wir uns noch einmal zufällig über den Weg. Björn war zusammen mit seiner Mutter und seiner Freundin ebenfalls auf dem Weg zur Insel. Er nahm uns kurzer Hand ein paar Taschen ab und wir sahen uns an den kleinen Strand-Bungalows auf der Insel wieder. Zusammen verbrachten wir Karten spielend, schwimmend und viel lachend eine Woche auf dieser Trauminsel.

Die Hitze

Kurz hinter Bangkok fuhren wir an einem Tag um die 100 Kilometer. Um 10 Uhr morgens lasen wir von einer Temperaturanzeige schon die 40 Grad ab. Über den Tag verteilt trank jeder um die 9 Liter Wasser. Gegen Nachmittag zeigten sich bei Ernest leichte Dehydrationssymptome. Selbst während der kleinen Pausen im Schatten rann uns der Schweiß überall herunter. Völlig erschöpft erreichten wir ein Hotel in einer kleineren Stadt und legten einen Tag Pause ein. Erst gegen Abend mussten wir das erste Mal Urin lassen.

Nach einem Monat Campingverbot in Myanmar waren wir unglaublich heiß darauf, unsere Zelte auszupacken, um wieder wild campen zu gehen. Beim ersten Campingversuch in Thailand stellten wir unsere Zelte im Garten einer netten thailändischen Familie auf. Von unserer Gast-Mama bekamen wir abends leckeren Reis mit Hühnchen und Gemüse gekocht und machten uns dann nach einer kalten Dusche auf in unsere Zelte.

Nach dem Aufblasen der Isomatte und der Errichtung eines gemütlichen Schlafmilieus war das halbe Zelt von Schweiß unter Wasser gesetzt. Ernest hat die Möglichkeit, sein Zelt ohne Außenzelt aufzustellen, wenn es nicht regnet. Bei Jakobs Zelt ist dies nicht der Fall und somit ist die Chance sehr gering, dass eine leichte, nächtliche Windböe Jakobs schweißgebadeten Körper erreicht. Die Temperatur im Inneren des Zeltes war um die 30 Grad. Mit meditativen Übungen gelang es Jakob dann schließlich, ein wenig Schlaf zu finden, bevor er wieder von einer Armee kleiner, roter Ameisen aufgeweckt wurde. „Irni, Irni bist du noch wach? Ich hab tausend Ameisen im Zelt und die beißen mich!“ Durch den steigenden Stresspegel stieg natürlich auch die Transpirationsmenge und -geschwindigkeit. Kurzum, Jakob verließ sein Zelt gegen 1 Uhr nachts mit Isomatte und externem Moskitonetz und legte sich unter den Carport der Familie zwischen Auto und Blumentöpfe. 10 Minuten später und nach drei Monaten ohne Regen fing es natürlich in dieser Nacht an zu regnen. Ernest spannte (natürlich auch nicht stressfrei) sein regenfestes Außenzelt über sein Innenzelt und begab sich zurück ins Zelt.

Schmerzhafterweise durchlebte Ernest dieselbe windfreie Schlafsituation und zog dann mit dem gesamten Zelt zu Jakob unter den Carport der Familie. Mit Schlafmangel und von Ameisen zerbissenen Hintern fuhren wir am nächsten Morgen weiter und schworen uns, die Zelte bis Vietnam eingepackt zu lassen.

Die Entwicklung des Landes

Wir waren sehr positiv über den Entwicklungsstand Thailands überrascht. Überall fuhren teure, große Geländewagen herum. Die Dörfer, durch die wir fuhren, waren größtenteils sauber und gepflegt. Überall gab es Wi-Fi und Hotels. Sogar die Großstadt Bangkok glich mit Ihren Wolkenkratzern und internationalem Flair vielen anderen Großstädten in der westlichen Welt.

Der Preis für Essen und Unterkunft ist im Vergleich zu Indien, Nepal und Myanmar natürlich auch erheblich höher. In Bangkok konnten wir seit Monaten zum ersten Mal wieder eine richtige italienische Ofenpizza genießen und eine Paella mit zartem Chorizo-Schinken verschlingen. Thailand wurde in seiner Geschichte noch nie groß besetzt von irgendeiner Supermacht. Der König, der seit Jahrzehnten das Land regiert hat, ist seit ein paar Monaten tot. Im ganzen Land sieht man noch Denkmäler und Bilder des Königs. Die offiziellen Gebäude und Einrichtungen sind mit Trauerschleifen geschmückt, und die Staatsangestellten tragen auch nur schwarze Kleidung in Gedenken an Ihren verstorbenen König. Derzeit ist das Land in der Hand des Militärs, das uneingeschränkte Macht besitzt.

Heute haben wir mit schwerem Herzen die Insel Koh Chang verlassen und somit unseren radfreien Urlaub beendet. Nur noch 1.000 km bis zu unserem Ziel. Morgen werden wir die Grenze nach Kambodscha passieren.

Niko und Katharina^ Niko und Katharina ^
Perfekte Straßen in Thailand^ Perfekte Straßen in Thailand ^
Zuckerrohr^ Zuckerrohr ^
 i20170403-04 i20170403-05Willkommen ans Meer nach 6 Monaten (Iran)^ Willkommen ans Meer nach 6 Monaten (Iran) ^
Große Hitze^ Große Hitze ^
Fahrradwege^ Fahrradwege ^
 i20170403-09Bungalows in Koh Chang^ Bungalows in Koh Chang ^
 i20170403-11 i20170403-12Burg Don Bosco^ Burg Don Bosco ^
 i20170403-14 i20170403-15Die Koh Chang - Familie^ Die Koh Chang - Familie ^
Rita, Björn, Anne ... Jimmy^ Rita, Björn, Anne ... Jimmy ^
Bye bye, Koh Chang^ Bye bye, Koh Chang ^




Kommentare zu diesem Bericht:

Rita schreibt:

05. April 2017, 05:09

Es war eine schöne Zeit, und wir vermissen euch.
Freue mich auf unser Wiedersehen in Meckenheim.
Liebe Grüße Rita

Burkhard schreibt:

18. April 2017, 22:32

Jetzt seid ihr ja bald da, ein Jahr ist rum, seitdem ihr hier wart. Wenn ich mir die Bilder von eurem Link nach Kambodscha ansehe, dann erkenne ich auch hier den Trend: westlicher Lifestyle drängt sich vor, verdrängt einheimische Baukunst, Farben, Ernährung... mein Herz schlägt höher, wenn ich Straßen ohne Asphalt sehe, einfache Pisten, die die Farbe der Erde haben und bei denen die Abgrenzung zu den Häusern fließend ist. Aber ich glaube, ich bin fortschrittsfeindlich oder romantisch-antiquiert. Ich bedaure, dass die westliche Moderne, der westliche Markt alles erobert und damit alle interessanten und liebenswerten Unterschiede zu einem hässlichen Einheitsbrei verwischt, sodass du am Ende nur noch an den Gesichtern erkennst, wo du bist.
Ich möchte nicht ewig leben, dann müsste ich ja den Trend noch bis zum Ende miterleben. Oder täusche ich mich? Gibts vielleicht doch noch eine Wende? Herr im Himmel, gebiete doch mal dieser einfaltslosen Entwicklung Einhalt, wozu beten dich denn die Menschen an?
Euch beiden danke für Infos, Bilder, Kommentare...und liebe Grüße von Burkhard

jakob und Ernest schreibt:

21. April 2017, 10:33

Lieber Burkhard,
Im nächsten Bericht wirst du wieder tolle Fotos sehen;) wir lieben genau wie du die schlammigen Wege und die unberührte Natur! Jedoch sind wir auch immer wieder erleichtert, wenn wir nach tagelanger Offroadodysee wieder in die ^ Zivilsation^ zurück kehren;) Die Abwechslung tut gut und ist für uns unglaublich wichtig! Die Frage ist natürlich, wie lange man diese Abwechslung noch erleben darf und kann;) bis bald und danke für deine Gedanken Burkhard

Burkhard schreibt:

22. April 2017, 19:06

Ja, ihr habt recht, auch ich war froh, als ich von der elenden Schotterpiste runter war. Und heute sehne ich mich danach, d. h., nach den kleinen Abenteuern auf und am Rande der Piste. Die und das Fremde waren für mich so reizvoll, die Buchstaben, die ich nicht lesen konnte, die aber so schön verschnörkelt waren (sind), die andere Kleidung, Musik, Sprache, das andere Geld, und doch das Verbindende mit den Menschen: die gleichen Erfahrungen und Gefühle, die wir gemeinsam haben: Freude, Lachen, Staunen, Neugier...
Und dann das Wissen darum, dass da Mächtige überall am Werke sind, die das Trennende hervorheben und Spaltung lieben, die die Menschen gegeneinanderhetzen. So eine Radtour, wie ihr sie macht und wie ich sie gemacht habe, ist immer eine Bresche in dieses Trennende hinein mit der verbindenden Botschaft: wir sind wie ihr, und diese Botschaft kommt an und tut ihre Wirkung. Bin gespannt auf euren Bilderbericht

Liebe Grüße
Burkhard




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