Reiseberichte

Türkei   18. Juli 2016, Türkeli, Türkei
Über Gastfreundschaft

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Jakob & Ernest:

Der Kilometerzähler zeigt eine Geschwindigkeit von 3-4 km/h an. Es ist irgendwann zwischen 12 und 14 Uhr mittags. Die Sonne knallt mit 35 Grad auf uns und den unter uns liegenden Asphalt, der die Hitze nochmal reflektiert. Die Räder kleben auf dem schmelzenden Asphalt, und die Sicht durch die Sonnenbrille wird getrübt durch die Schweißtropfen, die von der Stirn herab auf die Gläser fallen.

Es ist der fünfte oder sechste Anstieg an diesem Tag, und der 5 Liter-Wasserbehälter müsste auch schon unsere Kehlen runtergerutscht sein. Nach einer halben Stunde erreichen wir wieder einmal die Kuppel eines Berges, von der aus sich ein entlohnender Ausblick auf diese wunderbare Schwarzmeerküste bietet. Wir greifen zu den Flaschen und saugen das warme Wasser in uns hinein. Dann kann man wieder reden und für ein paar Minuten verschnaufen, bevor es mit 50 km/h die Serpentinen wieder herunter geht. So geht es uns nun schon seit einer knappen Woche, die bestimmt eine der härtesten bislang war.

In der ersten Woche sind wir nur langsam vorwärts gekommen aufgrund dieser unglaublich schönen türkischen Gastfreundschaft. Überall wird man zum Cay (Tee) oder zum Essen eingeladen. Als wir einmal nach nur 10 gefahrenen Kilometern mittags in einem Restaurant etwas aßen, gesellten sich ein paar neugierige Türken zu uns und wir versuchten, uns mit Händen und Füßen zu verständigen. Auf einmal tauchte ein Türke auf, der perfekt Deutsch sprach. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er nur zu Besuch bei seinen Eltern in diesem Dorf war. Als Junge kam er wie sehr viele andere Türken nach Deutschland und blieb dort. Wir durften unser Essen nicht bezahlen und wurden dann von ihm eingeladen, den restlichen Tag und die Nacht seine Gäste zu sein.

Dort angekommen, empfing uns seine Mutter mit offenen Armen, und bevor wir uns wirklich umschauen konnten, befand sich unsere Schmutzwäsche schon im Inneren der Waschmaschine, und die nächste Ladung Tee kam herangeschwebt. Bei Tee und Gebäck erzählte Tahin uns von seiner Goldgräbervergangenheit in der Türkei, und wir hingen wie kleine Jungen an seinen Lippen und waren kaum mehr zu halten, als seine Schwester mit einem Goldsuchgerät hinzukam und von Gold und Schatzvorkommen in diesem Dorf sprach. Kurzer Hand später waren wir vier mit Schaufel, Hacke und Goldsuchgerät im Haselnusshain unterwegs. Nach nur 5 Minuten zeigte das Gerät einen nicht-metallischen Gegenstand in über 20 cm Tiefe an… Das Fieber brach nun völlig aus! Nach vier, fünf Spatenstichen kam eine Aluminium-Cola-Dose zum Vorschein, und Vorfreude wechselte schlagartig in Ernüchterung. Trotz Pech bei der Schatzsuche waren es unglaublich schöne Stunden mit dieser netten Familie.

Auf dem Land fühlten wir uns wirklich überall willkommen und sehr sicher. Sobald wir in eine Stadt kamen, mussten wir ganz genau aufpassen, wieviel wir für etwas bezahlen mussten. Denn es gibt, wie in jedem Land, auch Leute, die sich gern an ahnungslosen (reichen) Touristen bereichern möchten.

So mussten wir mehrmals die schmerzliche Erfahrungen machen, ein Eis oder sogar Wasser für den doppelten oder dreifachen Preis gekauft zu haben. Aber mittlerweile haben wir unsere Sinne geschärft und kennen die Regelpreise für die Grundnahrungsmittel.

Eine Sache jedoch müssen die Türken verbessern: den Umgang mit Müll. Bei einem Einkauf von zwei Bananen, einem Brot und Keksen werden drei Tüten herausgegeben. Die durchschnittliche Nutzdauer einer Tüte beträgt weniger als 5 Minuten. In den touristischen Küstenregionen sahen wir teilweise völlig vermüllte Küstenabschnitte. Es bedarf enormer Geduld und eines guten Diskussionsvermögens, um einen Verkäufer zu überzeugen, dass man für zwei Flaschen Wasser nicht zwei Plastiktüten benötigt. Wir freuen uns, wenn wir wieder für Plastiktüten bezahlen müssen.

Noch liegen ungefähr 700 km Türkei vor uns, und wir freuen uns auf weitere Erfahrungen in diesem tollen Land und mit diesen eindrucksvollen Menschen.

Blick zurück auf den Bosporus^ Blick zurück auf den Bosporus ^
Erster Blick auf das Schwarze Meer^ Erster Blick auf das Schwarze Meer ^
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Kommentare zu diesem Bericht:

Peter schreibt:

19. Juli 2016, 07:57

Und von den politischen Ereignissen der letzten Tage habt ihr nichts mitbekommen? Oder wollt ihr dazu einfach nicht schreiben?

pedalforhumanity schreibt:

21. Juli 2016, 21:02

Hey Peter,
Momentan ist es vernünftiger besser nichts über die politische Lage in der Türkei zu schreiben!
Viele Grüße aus Samsun

Christoph Reuter schreibt:

23. Juli 2016, 13:34

Hallo ihr zwei.
Die Bilder eurer Reise sind einfach nur toll. Ich hätte mich überhaupt nicht gewundert wenn ihr ein Nugget gefunden hättet. Macht weiter so. Ich hoffe ihr kommt gut voran. Christopherus passt ja auf euch auf. Grüße an Enni.

Burkhard schreibt:

23. Juli 2016, 20:18

zwei (eure und meine)Reisen mit dem Rad, zwei gleiche Erfahrungen mit der Gastfreundschaft in der Türkei. Es spricht für sich bzw. für die türkische Landbevölkerung, wenn die Gastfreundschaft nicht unter den politischen Ereignisse leidet. Und nun der Tipp des Monats: Es gibt gegen den Durst Wassertabletten! Auf eine Tablette einen Liter Wasser und im Nu hat man eine Literflasche voll des besten Wassers! Weiterhin euch viel Glück und gute Fahrt

Elisabeth P. schreibt:

24. Juli 2016, 20:57

das ist ja klasse, dass Ihr diese Tour tatsächlich umsetzt...kann mich errinnern, mit Jakob nach dem Untericht mal darübergesprochen zu haben. Auch das Motto, ich bin begeistert, in der Tat auch ich hatte aus der Türkei andere Kommentare erwartet,...freue mich auf weitere Bilder und Berichte!!!

Joan Roig schreibt:

26. Juli 2016, 09:15

Hola nois!! em sembla genial l'aportació de Burkhard en referència a la pastilla "miraculosa"!! el tema es si la podreu trobar!!
M'alegra les experiències viscudes amb la gent del país, us enriqueix i els enriquiu!! les fotografies son fantàstiques!!
Sabeu que estem amb vosaltres!! una forta abraçada!!

Martin Heilscher schreibt:

17. August 2016, 22:49

Man was für Bilder, was für Eindrücke, welche Erlebnisse. Wie wir uns für euch freuen, dass ihr in dieser, nicht immer guten Welt auf so viel Offenheit und Herzenswärme bei all den Menschen trefft, denen ihr begegnet. Wir sehnen uns schon nach Neuem, woran ihr uns teilhaben lasst. Wir wünschen euch, dass Allerbeste für die weiteren Begegnungen. Weiter so!!!




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