Reiseberichte

Türkei   15. Juni 2016, Istanbul, Türkei
Über Griechenland. Ausläufer Europas

Zelten in der Plantage

Jakob & Ernest:

Unglaublich, wir sind in Istanbul! Nach nun fast zwei Wochen haben wir dieses wunderschöne Griechenland mit seiner uralten Kultur, dem leckeren Essen und den hilfsbereiten, freundlichen Menschen verlassen.

Auf unserem Weg durch Griechenland sahen wir zum ersten Mal in unserem Leben Flüchtlingscamps. Wir konnten leider nur von außen durch die Zäune hinweg einen Blick in die Lager werfen, da die Polizei uns verbot die Lager zu besuchen. Kurz vor der Grenze zur Türkei trafen wir drei Schweizer auf ihrem Weg mit dem Fahrrad nach Schanghai. Sie waren als Volontäre in Idomeni tätig gewesen und bekamen eindrücklich mit, was sich in dem Lager tatsächlich abspielte. Sie erzählten uns von tollen Begegnungen mit Syrern, Afghanen und Pakistanern und waren einzig und allein abgeschreckt und wütend auf sensationsgeile Reporter, die lieber den brennenden Wagon fotografieren wollten als das Feuer löschen zu helfen. Genauer möchten wir das Beispiel einer Reporterin erwähnen, die verbreitet hat, dass Prostitution, Drogen und Gewalt den Alltag im Lager mitbestimmen. Aber, wenn tausende von Menschen zusammen auf engem Platz leben, kann es sein, dass so etwas wie Prostitution vereinzelt vorkommt, auch wenn von speziellen Fällen nie etwas bekannt wurde. Und ja, Drogen gab es dort auch, Marihuana. Doch diese Droge kommt in jedem noch so sittlichen und vornehmen deutschen Dorf oder Viertel vor, vielleicht sogar häufiger. Zu dem Thema Gewalt im Lager äußerten sich die drei Schweizer wie folgt: natürlich gab es hin und wieder mal ein kleines Handgemenge oder einen Streit, aber in der ganzen Zeit, in der das Camp existierte, gab es keinen durch äußere Gewalteinwirkung bedingten Toten oder Schwerverletzten.

Griechenland war für uns optimal zum Fahrradfahren, da es wenig Autos auf den Straßen gab. Das liegt nun aber natürlich nicht daran, dass die Griechen alle lieber zu Fuß von Ort zu Ort wandern, sondern an den hohen Steuern, die sie bezahlen müssen. Um die 70% der Griechen können ihre Steuern nicht bezahlen, was dazu geführt hat, dass viele Autos abgemeldet wurden. In Gesprächen mit älteren Griechen erfuhren wir, was es heißt, in Altersarmut zu leben. Damals brauchte das wirtschaftlich boomende Deutschland Arbeitskräfte aus Griechenland, der Türkei und anderen Staaten. Die Menschen, die damals nach Deutschland kamen, bekommen heute ihre wohlverdiente deutsche Rente und müssen sich keine Sorgen machen. Doch diejenigen, die in Griechenland geblieben sind und vor Ort gearbeitet haben, müssen sich mit einer sehr niedrigen griechischen Rente abfinden.

Wir haben uns in diesem Land sehr sicher und willkommen gefühlt. Die Griechen, die unseren Weg kreuzten und unsere Erfahrungen bereicherten, waren sehr hilfsbereite offene Menschen. Wir wurden köstlich bekocht und vermissen jetzt schon das griechische Essen.

Die ersten Tage in der Türkei waren sehr spannend und wir freuen uns nun auf die kommenden zwei Wochen bei den Salesianern in Istanbul. Ihr werdet bald wieder von uns hören!

Erstes wildes Zelten^ Erstes wildes Zelten ^
 i20160617-02 i20160617-03Zelten in der Plantage^ Zelten in der Plantage ^
​Thessaloniki​^ ​Thessaloniki​ ^
Geburtstagssprung i20160617-07^ Geburtstagssprung ^
Irni Happy Birthday^ Irni Happy Birthday ^
​Abenteurer-Meeting^ ​Abenteurer-Meeting ^
 i20160617-10Camping-Dusche^ Camping-Dusche ^
Wir lieben Straßenbau^ Wir lieben Straßenbau ^
Istanbul^ Istanbul ^




Kommentare zu diesem Bericht:

Burkhard schreibt:

18. Juni 2016, 09:53

Danke mal wieder für euren aufklärenden und mitfühlenden Erfahrungsbericht ! Wenn die Reporter aller Medien mit dem Rad zum Ort ihrer Recherche fahren müssten, sähe die Berichterstattung anders aus. Dir, Jakob, alles Gute noch nachträglich zu deinem Geburtstag!
Ob Straßenbau liebenswert ist (für km-heischende Raser sicherlich), darüber könnte man diskutieren, aber spannend ist es doch auch, sich mal so ein paar tausend km auf gestampfter Lehm- oder Geröllpiste vorzustrampeln. Das verlangsamt das Tempo und macht aufmerksam für das, was am Wegesrand geschieht. Euch weiterhin Alles Gute auf eurem Weg.

Martin Heilscher schreibt:

22. Juni 2016, 08:11

Wow Asien! Was für Wege habt ihr schon bestritten und welche werden noch folgen, nun im neuen Kontinent. Es tut so gut zu hören, dass euere Herzen nicht müde werden und euere Augen nicht trübe. Medien sind gemacht, Erfahrungen erlebt. Wir wünschen euch weiterhin gut Erlebnisse und den Mut euere Erfahrungen zu suchen. Solche Botschafter braucht die Menschlichkeit!

Benedict schreibt:

22. Juni 2016, 13:59

Wieder ein toller Bericht von euch. Klasse,dass ihr den Camps mal auf den Zahn fühlen wolltet. Aber jetzt bin ich gespannt wie Hulle auf das, was ihr bei den Kollegen in Istanbul erlebt. Da gibt es ja offenbar genug zum Thema Flucht zu erfahren.
Herzliche Grüße
Benedict

Motta schreibt:

09. Juli 2016, 04:08

Jakob and Ernest,
What you are doing is a big challenge for anyone else who wishes to build bridges in order to be connected with other world. Eventually, it is a great adventure for you both, but it also reflects the life's adventure of each and everyone of us. Keep it up, bruder!




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